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Die Parkbanklady

"Schau, da sitzt sie wieder!" sagte ein kleines Mädchen zu ihrer Mutter und zeigte mit dem Finger auf ein junges Mädchen das auf einer Parkbank saß. "Leonie, geh einfach weiter, wir sind doch gleich am Spielplatz, das Mädchen möchte bestimmt ihre Ruhe haben!" Die Kleine und ihre Mutter gingen an der Parkbank vorbei auf dem das Mädchen saß, welches jedoch keine Reaktion zeigte. Doch obwohl sie nicht den Kopf hob oder einen Blick auf die Mutter mit ihre Tochter warf, wusste sie doch genau, wie sie aussahen. Denn wie oft hatte sie nun schon auf dieser Parkbank gesessen und die Eindrücke des Central Parks auf sich wirken lassen. Sie sah stundenlang den Vögeln zu, die gehässig auf die Krümel warteten, die die alten Leute ihnen immer brachten. Sie beobachtete die Hundebesitzer, die durch den Park liefen, die joggenden Leute die sich fit halten wollten und die spielenden Kinder auf dem Spielplatz ca. 100 Meter weiter. Bei diesem Anblick wurde sie meist noch in sich gekehrter als ohnehin schon. Denn ohnehin saß sie fast jeden zweiten Tag auf ihrer Parkbank unter der alten Eiche und dachte über sich, ihr Leben, ihre Erlebnisse und Sorgen nach. Doch immer wenn sie diese Kinder sah, schien es fast so, als würde sie in ihren Gedanken verloren sein, abgedriftet vom rettenden Steg.
Wenn sie diese spielenden, lachenden, einfach nur fröhlichen und glücklichen Kinder sah, fragte sie sich immer, ob sie wohl jemals so glücklich war oder sein wird. So unbeschwert und sorgenlos, ohne Kummer auf dem Herzen und einer gähnenden Leere im Körper. Denn genau so fühlte sie sich gerade. Sie fühlte ein Herz aus Blei, so beschwert von den ganzen Dingen, die sie hatte durchmachen müssen. Noch immer fühlte sie sich so durchtrennt, wie zerrissen, durch den Fleischwolf gedreht. Nicht unbedingt körperlich, sondern in ihrer Seele. Diese war wie von ihrem Körper getrennt, fast so, als ob sie nicht dazugehörte.
Und da war er wieder, dieser Blick. Dieser Blick weit in die Ferne. Ihre Augen, die von einem glänzenden Film überzogen waren, doch kein Leuchten war darin zu sehen. Als hätte man ihr das Leuchten aus den Augen genommen und weggeworfen. Fast so war es ja auch gewesen.
Sie dachte gerade wieder an das Geschehene, die furchtbaren Dinge, die jeden Tag einen Kratzer mehr in ihr hinterließen. Genau diese Dinge, die sie niemandem wünschte, bei denen sie früher schon immer gesagt hatte, dass lieber sie diese Dinge auf sich nehmen würde als dass sie einen anderen, schwächeren Menschen darunter leiden sehen müsste.
Doch nie hatte sie nur gewagt daran zu denken, wie es wohl wäre, wenn dieser Fall wirklich eintritt.
Und doch ist es passiert. Immer war sie stets für andere da, immer hatte sie ihre eigenen Bedürfnisse nach hinten gestellt und sich um andere gekümmert, nie hatte sie gesagt "Nein, heute nicht, mir geht es nicht gut!" . Und trotzdem hat sie nun die Last der Welt auf ihrem Rücken, wieder hat sie keine Gnade erfahren und hat die schlimmsten Sachen durchgemacht. Nichts hat es ihr gebracht, dass sie immer für andere da war. Niemand hatte es ihr je gedankt, realisiert wie viel sie eigentlich für andere Leute machte und nie wurde ihr etwas vergönnt.
Doch trotzdem machte sie es gerne. Allein aus dem Grund, wenigstens andere Leute lachen zu sehen und zu wissen, sie sind glücklich.
Und jetzt?
Jetzt sitzt sie allein auf ihrer Parkbank, ertrinkt in einem Gedankenmeer und muss zusehen, wie sie sich hilft. Sieht denn keiner wie sie leidet?
Nein, es sieht keiner!
Dafür ist die Gesellschaft viel zu oberflächlich geworden.
Auch das ist ein Gedanke, dessen Gängen sie oft nachgeht, während sie es genießt, die warme Sonne auf ihrem Gesicht zu spüren. Zumindest so weit sie überhaupt noch etwas fühlen kann, insofern sie nicht eingefroren ist, nackt in Dunkelheit zurückgelassen. Während sie dort so saß und nachgedacht hatte, wurde der Park immer leerer obwohl es doch erst Mittag war. Etwas aus ihren Gedanken gerissen hob sie ihren Kopf und sah in den Himmel. Graue Wolken waren aufgezogen und Regentropfen fielen ihr aufs Gesicht.
Wunderbar!
Genau das Wetter welches zu ihrer Laune und ihrer Seele passte, einfach zu dem Mädchen mit dem Namen Josie, das oft auf der Parkbank saß und nachdachte. Das Wetter passte zu dem Mädchen, das Tränen in den Augen hatte, die sie nun laufen ließ, weil sie wusste, dass sie im Regen nicht mehr auffallen würden.




Der Regen ließ langsam nach genau wie ihre Tränen. Doch immer noch saß sie auf ihrer Bank und dachte an etwas. Denn mit dem Regen kam auch die Ordnung, die Ordnung in ihren Gedanken. Nun war nicht mehr nur ein einziges Chaos in ihrem Kopf, der bereits geschmerzt hatte, sondern etwas mehr Ordnung, und endlich konnte sie klare Gedanken fassen. Doch bald wünschte sie sich dieses Chaos zurück, denn die klaren Gedanken, die Ordnung all das brachte auch Schmerzen mit sich. Schmerzen weil sie alles neu durchlebte.
Damals war es in einer kalten Winternacht in der es passierte. Sie war auf dem Heimweg, es war noch nicht allzu spät und sie war fast da, es wären noch 5 Minuten gewesen dann wäre sie Daheim gewesen, dann hätte sie in ihrem Bett liegen können und ein normales Leben führen können.
Doch es wurde ihr ja verboten. Verboten glücklich zu sein.

Sie lief damals die Straße entlang, es war kalt und sie fror, deswegen lief sie zügig. Doch auch das brachte nichts. Ein Betrunkener der mit seinen Kumpels im Auto vorbeifuhr, alle mindestens genauso dicht, fragte sie ob sie mitfahren wolle. "Nein danke, ich bin eh gleich Zuhause!" gab sie frierend, aber doch freundlich zur Antwort. Die drei Männer, die in dem Auto saßen, versuchten sie zu überreden, doch bei Worten sollte es nicht bleiben! Die Hintertür ging auf und einer von ihnen stieg aus. Sie wollte anfangen wegzulaufen, doch sie schaffte es nicht. Er riss ihr am Arm und zerrte sie in den Wagen. Hart knallte sie auf die Rückbank und von ihrer Schläfe begann bereits Blut zu rinnen. Unter ihrem verzweifelten Schreien und Zappeln während sie grob angefasst wurde, bemerkte sie nicht, dass sie an einen abgelegenen Parkplatz fuhren, ein Stück weiter weg von ihrem Haus. Dort erlebte sie es dann...die paar Minuten die ihr ganzes Leben kaputt machten. Diese verdammten paar Minuten, die sie aus ihrem Leben streichen möchte. Grob und hart wurde sie angefasst. Drei Männer gegen dieses arme, hilflose und noch unschuldige Ding. Als ihr der Erste ihre Unschuld nahm, hatte sie noch geschrieen. Doch sie verstummte schnell, dann, als sie wusste, sie konnte nicht weg, Und nachdem sie gefühlt hatte, wie ihr der Unterleib regelrecht zerstoßen wurde, konnte sie nur noch weinen. Sie konnte nicht einmal mehr schreien vor Schmerz, Ekel und Angst. Sie hatte sogar gedacht "Vielleicht bringen sie mich um dann hab ich diese Schmerzen nicht mehr!" Nein, nicht einmal diesen Gefallen hatten sie ihr getan. Als sie mit ihr fertig waren, schmissen sie sie aus dem Auto und fuhren unter lautem Gelächter davon. Zusammengekauert lag sie auf dem Parkplatz, mit zerrissenen Klamotten und mit Schmerzen am ganzen Körper. Doch noch nie war sie jemand der schnell aufgab! Langsam rappelte sie sich auf, und stand schließlich auf wackelnden Beinen da. Mit aller Kraft hielt sie ihre Klamotten zusammen und ihre Beine trugen sie dorthin, wo sie ihnen befahl hinzugehen. 15 Minuten und unendliche Qualen später stand sie in ihrem Badezimmer. Sie fühlte sich so dreckig, so schmutzig und geschändet. Über eine halbe Stunde stand sie unter kochend heißer Dusche, und trotzdem fror sie. Sie dachte ihr Unterleib würde auseinander platzen, als würden ihre ganzen Gedärme herauskommen und sie wäre leer.
Erst jetzt bemerkte sie, dass bereits wieder Blut an ihrem Bein herunterlief. Schnell wusch sie es ab und legte sich ins Bett. Es schmerzte so, jede Bewegung war, als hätte man sie mit tausend Kugeln durchschossen. So lag sie da, in einem traumlosen und kalten Schlaf, mit Schmerzen im ganzen Körper und einer erkalteten Seele.





Anfangs hatte sie gedacht, die Seele würde sich wieder erwärmen, wenn jemand kommt in den sie ihr Vertrauen setzen kann.
Doch auch noch als sie da auf der Parkbank saß, mit ihren 16 Jahren, und das nun schon ein Jahr zurücklag, war ihre Seele noch so kalt und geschunden, so wie damals. Und genau wie damals drang auch jetzt noch keiner zu ihr vor, denn keiner war feinfühlig und verständnisvoll genug. Doch was sollte sie tun? Sollte sie abwarten und weiter leiden? Sollte sie wieder anderen Menschen vertrauen um hinterher doch wieder enttäuscht, verlassen und einsam zu sein? Oder sollte sie vielleicht dem Gedanken nachgehen, den sie gerade dachte?
Der Gedanke, der keinem Gefallen würde spräche sie ihn aus, ihr dafür umso mehr. Sie dachte über den Tod nach. Ob sie darauf warten möchte oder ihm entgegenlaufen sollte. Entgegenlaufen...beinahe hätte sie es einmal versucht. Sie hatte das Messer bereits angesetzt, doch dann dachte sie an ihre Freunde. Nein, egoistisch war sie ja wirklich noch nie gewesen, und diesmal konnte sie es auch nicht sein. Damals war sie weinend zusammengebrochen und ließ das Messer fallen, weil sie sich gedacht hatte, sie konnte ihre Freunde doch nicht so enttäuschen. Es war ihr "guter" Kern, der sie davon abhielt. Der Kern der sagte "Nein, du hast so lange durchgehalten, und so schwach wirst du auch jetzt nicht sein!" Trotzdem hatte sie sich seitdem immer wieder gewünscht, dass sie ihrem Verlangen nachgegangen wäre. Denn alles wäre für sie jetzt besser gewesen, alles hätte sich besser angefühlt, als dieses verdammte Loch im Herzen, als diese verlorenen Gedanken und alles wäre besser gewesen, als diese innere Leere und Kälte.
Warum sah denn keiner wie es ihr ging? Konnte denn wirklich niemand etwas Verständnis aufbringen? Niemand konnte die Vorwürfe lassen, und nie hatte derjenige dabei bemerkt, dass jeder Satz eine neue Wunde in ihrem Herzen ließ. Sie wunderte sich schon, wie sie es überhaupt noch schaffte. War das etwa eine gute Eigenschaft von ihr? Die Eigenschaft so stark zu sein? Sie nützte ihre Energie einfach falsch, doch was sollte sie tun? Sie hatte früher so einen Stolz gehabt, hatte immer etwas dargestellt das andere bewunderten. Sie schaffte doch sonst auch alles. Doch diesmal schien sie es nicht mehr zu schaffen, nicht mehr schaffen zu können! Sie konnte nicht mehr! Sie konnte nicht mehr leben, nicht mehr lachen, nicht mehr lieben und nicht mehr vertrauen. Zumindest wollte sie es nicht. Zu groß war ihre Angst vor einer neuen Enttäuschung, weil sie genau wusste, dass sie noch einmal einen so großen Schmerz nicht verkraften könnte. Sie hatte viel zu viel Bedenken, ihr war das Risiko zu hoch. Nach außen schien es so, als wäre sie verbittert und stur, als wäre sie unerreichbar und als ob sie es gar nicht wollte dass ihr geholfen wird. Doch um Himmels Willen warum gaben sich denn die Menschen die ihr nahe standen nicht mehr Mühe mit ihr. Nun ist es zu spät, nun kommen die Freunde auch nicht mehr an sie ran. Das Unverständnis ist zu groß, die Angst ihrerseits ist zu groß und das Misstrauen, entstanden aus den Schmerzen die sie erleiden musste, ist auch zu groß.
Nur mit viel Mühe könnte es jemand schaffen, sie wieder zu erwärmen...doch da wären wir wieder bei der Oberflächlichkeit der Gesellschaft!
Also muss sie eben weiterhin auf ihrer Parkbank sitzen, und ihren einsamen und verlorenen Gedanken nachgehen, die noch längst nicht ausgedacht sind...





Als sie auf der Bank saß und die Sonne wieder herauskam, fühlte sie sich immer schlechter. Immer mehr wurde ihr bewusst, wie es in ihr aussah. Und je mehr sie sah, desto weniger wollte sie es sehen. Doch das Nachdenken konnte sie nicht lassen. Viel zu sehr beschäftigte sie das alles, viel zu sehr gähnte das Loch in ihrem Inneren nach Antworten.
Sie verzweifelte allmählich daran, dass sie es nicht füllen konnte. Ihr machte es so zu schaffen dass ihre Seele solche Schmerzen hatte, und ihr Körper diesen Schmerz ausdrücken musste.
Wenn man ihre Arme so betrachtete, konnte sogar ein Unwissender sich denken, dass sie einen Leidensweg begeht. Narben über Narben, bedeckt mit frischen Wunden. Das letzte Mal, als sie das Messer genommen hatte, war sie so verzweifelt, sie dachte ihr Kopf würde zerplatzen, vor lauter Druck würde ihr der Kopf zerplatzen!!!
Für sie war die beste Alternative den Druck abzulassen, sich die Arme aufzuschneiden. Irgendwo musste sie es ja loswerden. Denn richtig zuhören und mit ihr reden wollte ja keiner. Doch diese Art von Druck ablassen wurde immer gefährlicher für sie. Denn beinahe mit jedem Schnitt rutschte sie näher an ihre Pulsader...vielleicht unterbewusst vielleicht gewollt!? Immer wenn sie das Messer ansetzte, schloss sie die Augen, und stach tief in ihre Haut. Langsam zog sie die Klinge über ihre warme Haut. Sie öffnete die Augen erst wieder, wenn sie das Blut bereits fühlte, wie es über ihrem Arm lief und Tropfen für Tropfen auf die Badezimmerfliesen fielen.
Tropf, tropf, tropf...
Sie ließ es bis zum letzten Moment laufen. Dann ging immer alles sehr schnell. Sie stand auf, ging zum Waschbecken, säuberte die Wunden mit etwas kaltem Wasser und machte sich dann daran, das Messer zu säubern, damit bloß keiner etwas merkt. Doch immer wenn sie gerade mit dem Messer fertig war, konnte sie von vorne beginnen, weil von ihrer Hand neues Blut tropfte, hinab auf die kalte, glänzende Klinge. Für sie ein faszinierender und beruhigender Anblick.
Allein das Wissen, dass sie doch noch irgendetwas fühlen konnte -und sei es nur Befriedigung- machte sie glücklich. Sie hatte die Verbindung zu sich noch nicht ganz verloren. Immer noch hatte sie Macht über sich selbst, über das was sie mit ihrem Körper tat. Sie gehörte sich allein, zumindest wenn sie ihr eigenes Blut rinnen sah, der einzige Beweis für ihre Existenz...sie blutete!
Ihr half es immer so, dieses verfluchte Ritzen. Doch wenn jemand ihre Narben und Wunden sah, verurteilten sie sie gleich. Sie spinnt, ist verrückt, hat sie nicht mehr alle, ihr konnte nicht mehr geholfen werden, schließlich war sie geisteskrank. Andere Leute gab es natürlich auch. Diese hörten sich wenigstens an was sie dazu zu sagen hatte. Doch das half auch nichts, denn spätestens dann wurde sie wieder als "bekloppt" eingestuft.
Sie gab sich so viel Mühe mit anderen Leuten, gab ihnen die besten Ratschläge, kümmerte sich fast "mütterlich" um sie, war immer für sie da, verurteilte sie nie. Dafür bekam sie alles ab.
Sie konnte tun und lassen was sie wollte, es war ja doch immer falsch. Sie holte sich dafür ja doch nur wieder Vorwürfe, Vorurteile und Ekel ab...und weitere Kratzer in ihrer doch ohnehin schon verletzten Seele.
War sie wirklich so ein schlechter Mensch dass sie es nicht verdient hatte jemanden zu finden der sie akzeptiert und sich für sie interessiert???
Auch auf diese Frage fand sie bis jetzt noch keine Antwort...




Vor lauter Gedanken konnte sie ja schon kaum noch denken. Was musste sie nur für ein Leben haben, wenn sie so viele ungelöste Probleme und Sorgen im Kopf hatte!? Doch die Gedanken konnte ihr eben keiner abnehmen, so gern sie sie auch hergegeben hätte. Sie hatte sich so oft gewünscht, mit jemandem reden zu können der mitdenkt, der sie nicht nur gleichgültig reden lässt, ihr Zuwendung und Bewunderung schenkt. Denn das Fehlen dieser so dringend gebrauchten Zuwendung hat zu so viel Leid und Trauer geführt. Zu so vielen Schmerzen die sie erlitt und so viel seelische Schläge musste sie dadurch erdulden.
Vor Monaten fing es an.
Jedesmal wenn sie vor einen Spiegel trat und hineinsah, fing sie an zu weinen. Sie schämte sich so. Alles an ihr fand sie total abstoßend, sie konnte die Kraft nicht aufbringen, sich länger als 5 Minuten zu sehen. Jedes kleine Speckröllchen missfiel ihr. Damit begann es. Zu dieser Zeit stellte sie sich zum ersten Mal seit langem wieder auf die Waage. 72 kg bei einer Körpergröße von 1.75 m. Für sie 20 Kilo zu viel auf den Hüften, 20 Kilo zu viel von ihrem gehassten Körper.
Sie fasste den Beschluss, unbedingt abnehmen zu müssen. Die nächsten Tage hatte sie es mit gar nichts essen versucht, das wiederum brachte ihr ein halbes Kilo weniger. Doch ihr Heißhunger wurde immer größer. Dann irgendwann passierte es, das was ihr ganzes Leben wieder verändern sollte...
Ihre Eltern gingen außer Haus. So schnell es ging aß sie all das, was sie in den letzten Tagen vermisst hatte. Noch bildete sie sich ein das mache nichts aus, doch als sie auf die Waage stieg änderte sie ihre Meinung schlagartig. Ganze 2 Kilo mehr!!! Sie konnte es nicht glauben. Ein unheimlich schlechtes Gewissen folgte, fast als hätte sie jemanden getötet, oder jemandem das Leben ruiniert. Es musste wieder raus!!! Sie schloss die Badezimmertür hinter sich zu, und tat das was mit der Zeit immer öfter folgte. Sie kniete sich hin und steckte sich so lange den Finger in den Hals, bis sie nichts mehr im Magen hatte. Nachdem sie fertig war mit Hände waschen und alles wieder säubern, damit nichts auffiel, fühlte sie sich zwar erschöpft und ausgelaugt, doch auch unheimlich glücklich und stolz, eine Möglichkeit gefunden zu haben, essen und trotzdem abnehmen zu können: Auf einfachem Wege! Sie fühlte sich in solchen Momenten immer leer, wie ein weißes Blatt Papier. Die ganzen Sünden und Schanden ausgebleicht. Ein weißes Blatt, das ganz neu beschrieben werden konnte. Mit ihren eigenen Worten, ihrem eigenen Willen und eigenen Taten...



Die warme Abendsonne schien ihr nun aufheiternd ins Gesicht. Ihre Haut streckte sich ihr Wärme suchend entgegen, und brachten etwas Licht ins Dunkel ihrer Gedanken.
Die Abendsonne...den Tag über in einem strahlenden Glanz, mit Wärme und Licht, und dem Abend entgegen immernoch genauso schön und doch verbraucht, müde, nicht mehr ganz so warm und hell und mit dem Wissen, bald nicht mehr sichtbar zu sein. Doch genau wie die Sonne blieb sie warm, erreichbar für andere und bewundernswert, bis zur letzten Minute hin. Bis zum Letzten würde die Sonne strahlen, ihre ganze Wärme geben, ein Licht für andere sein: und etwas Schönes. Doch auch wie die Sonne blieb dieses Mädchen immer auf ihrem Platz, immer in der gleichen Laufbahn, ohne Abweichungen und Fehler im Weg. Standhaft und stark, bahnbrechend auf ihrem Weg, aus dem Grund zu wissen, dass sie nicht dort herausgeholt werden konnte.
Sie nahm ihr Schicksal hin und versuchte nach wie vor, das Beste daraus zu machen.
Sie konnte nicht mehr. Ihr Licht war am Ausgehen, ihr einstiges Feuer verglühte mehr und mehr, es ging aus durch die Tränen, die sie Tag für Tag vergoss.
Und wenn man es genau nahm, spielten ihre Mitmenschen unbewusst die Feuerwehr, die das Wasser aufs Feuer schüttete.
Und durch die Verletzungen, die vielen Wunden in ihr, sickerte das Wasser immer schneller und tödlicher durch sie hindurch, löschte immer mehr das Feuer und der Rauch vernebelte ihre Sinne.
Eigentlich wollte sie doch gar nicht mehr, sie konnte doch schon gar nicht mehr weiter ihre Runden ziehen, die Kraft fehlte ihr doch schon lange dazu.
Doch einfach ihr Licht ausgehen lassen und die anderen in Dunkelheit leben lassen wollte und konnte sie auch nicht. ZU wichtig war die Wärme und das Licht für andere Leute...aber zu schmerzhaft und zu gefährlich war es für sie.
Sie fühlte sich so einsam.
In den Himmel gesetzt um auf andere herabsehen zu können, um ein Licht für andere zu sein, ein Wegweiser und eine Hilfe.
Doch war sie einsam dort oben im Himmel. Sie gehörte nicht zur "Norm", war zu kompliziert und zu leuchtend für die meisten anderen, viel zu unerreichbar!
Und nur die stärksten und einfühlsamsten, die geduldigsten und anmutigsten Engel würden zu ihr durchkommen, das wusste sie bereits jetzt...





Sie hatte solche Schmerzen. Ihr Herz hatte schon so viele Zerreißproben überstehen müssen, es war bereits wie aufgeschlitzt.
Wie in ein offenes Messer gefallen.
Ihr Seele blutete aus, und lief mit dem Blut aus ihrem Herzen zusammen. Es entstand langsam ein tödliches Gift aus ihrem eigenen Blut, das alle anderen Organe abtötete. Sie ertrank, ging unter im harten Leben. Schon lange hatte sie den Mut verloren zu kämpfen für das was sie war. Immer hatte sie sich angepasst, das vorgegebene Spiel mitgespielt, immer nur mit dem Wissen in ihrem Kopf dass es anders besser wäre.
Besser für sie wäre es schon lange, wenn sie einfach Schluss machen würde. Sie wusste nicht mehr was sie tun sollte. Denn Schluss machen wollte sie ja nun nicht.
Ihren beständigen Kern behielt sie bei, ihre Kraft; Energie und Stärke. Doch sie lenkte diese Eigenschaften gegen sich selbst, selbstzerstörerisch sah sie zu wie sie kaputt ging!